Eigene Seife sieden – die Königsdisziplin in der DIY Kosmetik? Naturseife natürlich selber machen!

Selbstgemacht, plastikfrei und biologisch abbaubar. Was wollen wir mehr? Das Sieden von Seifen wird seit Jahrtausenden praktiziert. In der Hobbyküche ist das Selbermachen, nämlich das Sieden von Seife im Kaltverfahren, problemlos möglich, wenn man dabei einige Punkte beachtet. In diesem Artikel erfährst du mehr darüber.

 

Was ist Seife?

Fangen wir erstmal damit an, was Seife nicht ist. Feste Dusch- und Shampoostücke sogenannte Bars sind keine Seife. Sie werden aus Ölen und einem Tensid hergestellt und sind nach der Trocknung sofort einsatzbereit.

Ein einfaches Rezept, um überhaupt erstmal auszuprobieren, ob das Selbermachen überhaupt etwas für dich ist, findest du hier

Eine gesiedete Naturseife ist pure Chemie, im positiven Sinn. Seifen bestehen aus Fetten und Ölen, die mit einer vorher hergestellten Natronlauge (Vorsicht, ätzend!) zusammengerührt werden. Die Rezepte sollten auf das Gramm genau eingehalten werden, da diese speziell berechnet wurden. Das Natron ist Seifen, hat nichts mit dem Natron aus den Kuchen- und Backrezepten zu tun. Beim Sieden von Seifen verwenden wir NaOH Natriumhydroxid und stellen eine ätzende Natronlauge her, die mit Fetten und Ölen eine chemische Reaktion eingeht aus der eine tolle Naturseife entsteht. 

Ersetzt man z.B. Olivenöl durch Mandelöl, wird die Seife nicht gelingen. Aus diesem Grund gibt es im Internet verschiedene Seifenrechner. In unserem Onlinekurs Naturkosmetik natürlich selbermachen erklärt die Dipl. Chemikerin Ilse den Vorgang der Verseifung viel besser, als ich das könnte.

Früher nutzte man zum Seifesieden tierische Fette, heute ist dies komplett pflanzlich möglich.

Der wichtigste Punkt für dich ist jedenfalls, dass du dich grammgenau an das Rezept hältst und die vorgegebenen Öle und Fette verwendest. Auch, wenn farbige und tiefgründig duftende Seifen herrlich sind, sorgen manche Düfte und Farben für ein schnelleres andicken des sogenannten Seifenleims. Also der Masse, die entsteht, wenn du die Natronlauge in die Öle und Fette gibst.

Härtet diese Masse zu schnell aus, gerade wenn deine Handgriffe noch nicht sitzen und du noch etwas langsamer arbeitest, weil du öfter mal auf das Rezept schauen musst, stresst und frustriert dich das unnötig.

Ein weiterer Punkt ist das kreieren eigener Seifenrezepte. Ein toller Punkt beim Sieden eigner Seifen ist, dass du deine Kreativität ausleben kannst. Doch sammle erst einmal Erfahrungen mit verschiedenen Ölen und beobachte, wie deine Seifen schäumen, um beurteilen zu können, welche Inhaltsstoffe du für dein selbst erstelltes Seifenrezept verwenden möchtest. Der Seifenrechner zeigt dir den Überfettungsgrad der Seife an, Hautgefühl und Schaumeigenschaften solltest du selbst beurteilen.

Seife sieden im Kaltverfahren

In der heimischen Küche ist es problemlos möglich, eigene Naturkosmetik wie Salben, Cremes, Deo und Seife selber herzustellen. Das Seifensieden klingt schlimmer als es ist. Im eigentlichen Sinn wird die Seife nicht mal gesiedet.

In diesem praxistauglichen Verfahren schmelzen wir Fette und Öle und geben unsere vorher angerührte Natronlauge bei Temperaturen von 35-ca. 50°C dazu. Beim Anrühren der Natronlauge entstehen kurzzeitig höhere Temperaturen aber ein stundenlanges Kochen der Seife, findet nicht statt.

Die zusammengegebene Seifenmasse, auch Seifenleim genannt, wird zäher und puddigartiger, je länger wir rühren und warten. Der Seifenleim ist fertig, sobald  erste Spuren auf der Oberfläche stehen bleiben. Man sagt dazu „die Seife zeichnet“. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, den Seifenleim ist eine oder mehrere Formen zu gießen.

Nun muss die Seife eine Reifezeit von ca. 6 Wochen bekommen, denn es findet die Gelphase statt. Packe deine Formen dazu gut in Handtücher ein. Die Seife wird nun im inneren wieder warm und es findet eine chemische Reaktion statt. Auch natürliches Glycerin bildet sich in ihrem inneren.

Nach einem Ruhetag solltest du deine Seifen ausformen und wenn nötig, in fertige Stücke schneiden. Stelle sie mit etwas Abstand zueinander hin und lasse sie bei Zimmertemperatur weiter Reifen, denn noch wäre ihr pH-Wert und der Laugeanteil zu hoch und schädlich für die Haut.

Arbeitsschutz beim Seifensieden

Beim sieden eigener Seife solltest du dir über folgende Dinge im Klaren sein. Wir hantieren mit einer ätzenden Lauge, nämlich NaOH Natriumhydroxid, indem wir Ätznatron in Pulverform mit Wasser anrühren.

Ätznatron und die angerührte Natronlauge können unschöne und schmerzhafte Verätzungen verursachen.

Beim Anrühren entstehen Dämpfe, die nicht eingeatmet werden sollten. Für die eigene Sicherheit sollte zum Selbermachen eigener Seife also auf Säurebeständige Handschuhe, Schutzbrille, Mundschutz und Schürze geachtet werden.

Persönlich würde ich es immer empfehlen, die Lauge im freien an der frischen Luft anzurühren. Ein geöffnetes Fenster oder eine angeschalteter Dunstabzug in der Küche wäre mir zu wenig Arbeitsschutz.

Außerdem sollten wir mit Bedacht und konzentriert arbeiten können, ohne jedwede Stolperfallen.

Die benötigten Arbeitsutensilien wie Schneebesen, Schüsseln etc. sollten aus Glas oder Kunststoff sein, keinesfalls aus Aluminium oder Kupfer.

Und hier noch der Tipp unserer Kursdozentin und Chemikerin: stets Essig parat haben. Passiert nämlich doch mal, dass du einen Spritzer Natronlauge auf die Haut bekommen hast oder mit dem Seifenleim in Kontakt gekommen bist, kannst du mit Essig wunderbar neutralisieren.

Aber das alles klingt schlimmer als es ist. Ich glaube, gerade weil man sich der Gefahr bewusst ist, arbeitet man bewusster vorsichtiger. Mir ist jedenfalls noch nie was schlimmes beim Hantieren mit der Natronlauge passiert, damit dir das auch so geht, schreibe ich darüber.

Hardware für das Seifensieden

Einiges habe ich in den oberen Zeilen schon verraten, nun die Checkliste für dich nochmal aufgelistet:

Du benötigst für das Sieden eigener Seife folgende Utensilien, die danach nicht mehr für Lebensmittel in deiner Küche verwendet werden sollten.

  • Handschuhe, säurefest*
  • alte Schürze oder alte Klamotten
  • Waage, je genauer desto besser
  • Schutzbrille*
  • Topf Edelstahl oder Emaille
  • Thermometer, ich favorisiere digitale Oberflächenthermometer, die kannst du danach nämlich weiter für andere Dinge verwenden.
  • Seifenformen*, aus Silikon oder selbstgebaut, zweckentfremdet, wie leere Tetrapacks zum Beispiel. Bei einer Kastenform* ans Schneiden der Seife mit Seifenschneider, Draht, Käseschneider oder Messer denken!
  • Schneebesen
  • kleines Sieb
  • Stabmixer
  • Löffel
  • Schraubgläser (sammle die Gläser von roter Bete oder Gewürzgurken, etc.), zum Schmelzen der Fette

Optional:

FFP-2 Maske, wenn du nicht an der frischen Luft arbeiten kannst

Kleine Sprühflasche mit Alkohol

Küchenrolle, alte Handtücher, Frischhaltefolie zum Einpacken und Abdecken der Seife und Schutz deiner Küchenmöbel, denn die Natronlauge und der Seifenleim können auf Oberflächen unschöne Flecken hinterlassen.

Später, wenn du einen Teil des Seifenleims einfärben möchtest eigenen sich Joghurtbecher.

Und bitte, alles was mit der noch nicht ausgereiften Seife, dem Seifenleim oder der Natronlauge in Berührung gekommen ist, nicht mehr in der Küche verwenden. Stelle dir deine Utensilien nur fürs Seifenmachen zusammen. Ich habe mir viele Dinge gebraucht bei ebayKleinanzeigen oder auf dem Flohmarkt besorgt.

Vorteile der eigenen Naturseife

Die Vorteile einer selbst gemachten Naturseife liegen auf der Hand. Wir haben sie selber hergestellt und wissen was drin ist.

Wir haben unserer Seife ausreichend Zeit gegeben, so dass sie natürlich verseifen konnte. Wertvolles Glycerin konnte gebildet werden und bleibt in der Seife enthalten. Außerdem, und das gilt für sämtliche selbst hergestellte Naturkosmetik, könnt ihr das Produkt für euch und eure Hautbedürfnisse individuell anpassen.

Lieber ohne Duftstoffe, oder Probleme mit sehr trockener Haut? Informiere dich über die verschiedenen Öle und weitere Bestandteile und kreiere ein Rezept, ganz zugeschnitten auf deine Bedürfnisse und die deiner Haut. Sie wird es dir danken.

Ein weiterer Punkt ist, dass du beim Selbermachen persönlich levelst, du erschließt dir neue Themengebiete und bildest dich weiter. Dieser Punkt wird oft unterschätzt!

Es ist so wichtig, an etwas Neues zu wagen, sich zu informieren und dann selber zu machen, ins Handeln zu kommen. Springe über deinen Schatten und du wirst so unglaublich stolz über dich und dein erstes selbst hergestelltes Produkt sein.

In einer selbst hergestellten Seife, stecken wertvolle Inhaltsstoffe.

Ich bin mir sicher, ich könnte den Unterschied mit verbundenen Augen in der Hand spüren, ob ich mir mit einer Naturseife oder konventionell, industriell hergestellten Seife die Hände wasche. Man merkt den Unterschied.

In Zeiten, die durch nachhaltiges Bestreben vieler Menschen geprägt sind, ist eine selbst gemachte Naturseife das Nonplusultra.

Sie ist biologisch abbaubar und enthält natürliche Zutaten. Sie benötigt keine Plastikverpackung, sondern wird es dir danken an der Luft trocknen zu können.

Egal, ob es das Verzichten auf Plastiktüten und die Rückkehr zum Jutebeutel ist oder das selber kochen und einwecken eigener Lebensmittel und Gerichte.

Der neue Zeitgeist ist, der Verzicht auf, uns von der Industrie eingeredeten, bequem zu kaufenden Dingen. Selbermachen statt kaufen!

Verzichte durch das natürliche Selbermachen auf synthetische Konservierungsmittel, synthetische Duftstoffe, Mikroplastik, Paraffine, etc. Diese Dinge landen im Abwasser und kommen dadurch in die Meere und wiederrum durch den Fisch oder das Trinkwasser in unsere Nahrungskette.

In unserem Onlinekurs zeigen wir per Videoanleitung und Rezept sowie Checkliste zum Download, wie du eine eigene Seife herstellen kannst. 

Ich war absolute Anfängerin und habe beim Dreh direkt vor der Kamera zum ersten Mal mit Natronlauge hantiert und Seife gesiedet. 

Unsere Expertin und Dozentin Ilse hat mich fantastisch durch das Rezept und die einzelnen Herstellungsschritte geführt. Ich bin mir sicher, wenn ich das geschafft habe, schaffst du das auch. 

 

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